Als ich diese Woche in unserem kleinen Waldgrundstück nach meinem Bienenstock schaute, war ich überrascht. Der ganze Waldboden war voller dicker, reifer Heidelbeeren. Im Fachbegriff werden diese Vaccinium myrtillus L. genannt, in unserer Gegend sind sie auch als Blaubeeren oder Schwarzbeeren bekannt. Vor kurzem hatte ich noch die vielen unscheinbaren, weißlich-rosaroten Blüten bewundert, die in ihrer Form den Beeren sehr ähnlich sehen. Die mehrjährigen Zwergsträucher, die vor allem Moorböden und lichte Nadelwälder bevorzugen, hatten die letzten Jahre wenig getragen. Ob dieses Jahr, der warme Frühsommer oder mein neu eingezogenes Bienenvolk zu diesem Überfluss beigetragen haben, kann ich nicht beurteilen. Den Krug, den ich dabei hatte, konnte ich innerhalb einer halben Stunde komplett füllen.
Manche Leute verwenden zum Zeitsparen beim Sammeln einen Riffel, auch als Heidelbeerkamm bekannt. Damit werden die Sträucher durchkämmt und die Beeren aufgefangen. Leider werden dabei viele Blätter abgerissen und Pflanzen beschädigt. Zudem müssen die Beeren vor der Verarbeitung aufwändig von den Blättern befreit werden. Ich finde das unnötig, in einigen Naturschutzgebieten sind diese Geräte sogar verboten.
Zwischen den Heidelbeeren wachsen oft Rauschbeeren, die ebenfalls der Pflanzenfamilie der Heidekrautgewächse angehören. Beide sind sich ähnlich, doch während Heidelbeeren ein bläulich-rotes Fleisch und einen dunklen Saft haben, sind die Rauschbeeren innen hell. Wer ein paar Beeren versehentlich dazu mischt, hat kein Problem. In größeren Mengen verzehrt, kann die Rauschbeere jedoch zu unangenehmen Zuständen führen.
Früher wurden die Früchte der Heidelbeere zum Färben verwendet. Wer im kommenden Jahr seine Ostereier damit gestalten möchte, könnte jetzt schon ein paar der Beeren einfrieren. Auch Stoffe einfärben funktioniert wunderbar. Durch meinen Enthusiasmus beim Sammeln bemerkte ich erst zum Schluss die blau-violetten Flecken auf meiner Hose. Durch Schruppen war diesen nicht beizukommen. Erst mit einem einfachen Trick konnte ich sie dann entfernen. Ich befeuchtete die Flecken und streute etwas Backpulver drauf. Nach ein paar Stunden war die Farbe aus dem Stoff gesprudelt.
Wer den süß-sauren Geschmack der aromatischen Früchte liebt, dem stehen viele Rezepte zur Verfügung. Von Marmelade über Fruchtsaft, Heidelbeereis, Wein, Schnaps und Likör ist alles möglich.
Für mich gehört jedes Jahr einmal Heidelbeerdatscherl-Essen dazu. Dafür verwende ich ein Ei, 100g Weizenmehl, 100g Weizenvollkornmehl, eine Prise Salz und 250 ml Milch. Das ganze wird zu einem etwas flüssigeren Teig vermengt, zwei Tassen Heidelbeeren dazugegeben und noch einmal kurz umgerührt. Mit etwas Butter oder Öl werden dann in einer Pfanne kleine Fladen herausgebacken. Die Menge reicht für ca. 10-12 Datscherl.
In der Medizin sind die Beeren sehr geschätzt. Frische Früchte wirken in größeren Mengen abführend. Der Saft, sowie die getrocknete Beeren helfen dagegen ausgezeichnet bei Durchfall. Blätter sollen als Tee bei Magenbeschwerden und Durchfall helfen und mit Tee getränkte Umschläge werden bei Entzündungen eingesetzt. Verantwortlich für die Wirkung sind unter anderem die vielen Gerbstoffe, die zusammenziehend, keimtötend und entzündungshemmend wirken. Die Beeren enthalten auch Provitamin A (Karotin), Vitamin C und E. Diese helfen bei der Entgiftung, dem Cholesterinabbau und schützen vor Zellschäden. Vitamin E hat vor allem für Diabetiker einen besonderen Stellenwert, da es die Insulinempfindlichkeit der Zellen erhöht. Wer all die gesundheitsfördernden Wirkungen der Heidelbeeren nutzen möchte, sollte beachten, dass einige Inhaltsstoffe fettlöslich und andere wasserlöslich sind. Daher muss immer etwas Fett oder Öl verzehrt werden und auf genügend Flüssigkeitszufuhr (Wasser) geachtet werden. Erhitzen zerstört viele Vitamine und eine längere Lagerung verringert den Vitamingehalt ebenfalls.
Am gesündesten ist es, die Beeren selbst zu pflücken und gleich frisch zu genießen.
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